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Tschechien

Nationalhymne Tschechien (RealMedia)

 

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Wir stehen in engem Kontakt mit der tschechischen Mikroregion Telcsko und wollen so der politischen Erweiterung der EU durch eine mentale vorgreifen.

Die Tschechische Republik eröffnet ein Diskussionsforum auf der Website des Außenministeriums - 26/07/2001

 

Es fehlt die erkennbare Bereitschaft zu Änderungen

Für den EU-Beitritt muß Tschechien das Reformtempo deutlich beschleunigen Prag (um) - Den Beginn der offiziellen Gespräche für den EU-Beitritt Tschechiens zu Wochenbeginn überschattete das kritische Urteil der EU-Kommission über den aktuellen Stand der Vorbereitungen im Land. Nicht die gegenwärtigen Wirtschaftsprobleme, wie etwa die steigende Arbeitslosigkeit, die zweistellige Inflationsrate oder der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um knapp zwei Prozent waren die eigentlichen Kritikpunkte. Vielmehr wurde der Stillstand im Räderwerk der Reformen, ein Erschlaffen der hoffnungsvoll und mit Nachdruck gestarteten Transformation bemängelt. Der Bericht vermißt in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft eine deutlich erkennbare Bereitschaft, den europäischen Integrationsprozeß konsequent aufzunehmen. Die Ausgangspositionen Tschechiens waren außergewöhnlich im Vergleich mit den anderen ostmittel- und osteuropäischen EU-Anwärtern. Aus Brüssel, aber auch aus den Hauptstädten der Mitgliedsländer wurde an die Adresse Prags nicht mit Lob gespart.

In Prag nahm man das allzu persönlich, einigen Politikern schwoll das Selbstbewußtsein bis ins Unerträgliche und übertrug sich auf die Stimmung im Land. Vielen wurde gar nicht bewußt, daß es Tschechien ist, das einer bereits bestehenden Staatengemeinschaft beitreten möchte. Vielmehr verliebte man sich in das Trugbild, von Brüssel umworben, zu werden. Auch die Ernüchterung der zurückliegenden achtzehn Monate führte zu keinem grundsätzlichen Umdenken. Das Land schien vor Überraschung zu erstarren. Die Politik schreckte vor notwendigen Schritten zurück, in der Furcht, die Folgen könnten die ohnehin dünner gewordene Decke des öffentlichen Vertrauens vollends zerreißen. Der Verwaltungsapparat, im wesentlichen identisch mit dem vor 1989, atmete auf. Wo Kreativität, Engagement und Mut zur Verantwortung auf dem Rückzug sind, feiern Routine, Gleichgültigkeit und Scheu vor der Entscheidung Siege.

Das Manko Tschechiens liegt wohl deshalb, abgesehen vom den vielen konkreten Kritikpunkten im EU-Bericht, insbesondere im mentalen Bereich, in der Bereitschaft, mit Altgewohntem zu brechen, den Ratschlag anderer zu akzeptieren. Bis in die höchste politische Ebene, und zwar ohne Unterschied parteipolitischer Zugehörigkeit, trifft man immer wieder auf die Meinung, man wisse selbst am besten, was für das Land notwendig sei, und brauche keinen Ratschlag aus dem Ausland. Ein in Prag langjahrig arbeitender Wirtschaftsfachmann meinte gegenüber der Prager Zeitung, daß man hier lieber ein eigenes, mit Fehlern behaftetes Modell erfindet als ein anderswo bewährtes und bestätigtes zu übernehmen.

Die Idee der Integration Europas hat noch nicht Fuß gefaßt. Dazu zählt auch die Bereitschaft, Verantwortung für andere zu übernehmen, die Solidarität mit Schwächeren. Der EU-Bericht benennt konkret das Verhältnis zu den Roma. Außenpolitisch ist es die Frage der mitteleuropäischen Region. Die vorhergehenden Regierungen hatten sich bewußt von ihren Nachbarn abgekoppelt. Rücksichtnahme auf andere sei nur hinderlich. Die Regierung Zeman signalisiert mit der Bekundung zu Visegrad und der klaren Unterstützung für den ehemaligen Juniorpartner Slowakei einen Sinneswandel. Ob der bald in anderen Bereichen einsetzt, muß bezweifelt werden. Zumal die Reaktionen auf den EU-Bericht von bitterer Klage in den Medien bis zu stolzer Ablehnung durch Ex_Premier Vaclav Klaus reichen.Wahlparty in der Tschechischen Botschaft in Wien.Von Mag. Meinhard Rauchensteiner GLÜCKLICH HEIMATLOSMeinhard Rauchensteiner über den Schriftsteller und heutigen Botschafterder Tschechischen Republik in Österreich Ji¡rí Gru¡sa –oder von der Poetik zur Politik: Eine böhmische SchlittenfahrtIn der Penzingerstraße,in nächster Nähe zum Reinhardtseminar,drängen sich etwa hundert Menschen vor einer riesigen Leinwand,die von Säulen- und Tortendiagrammen bevöl-kert wird. Ein Mikrophon quietscht rückgekoppelt durch den Lautsprecher. Auftritt des Missionschefs: klein, gedrungen, im hellen Sommeranzug tritt er vor, spricht mit tschechischem Akzent ein fehlerfreies, knappes, elegantes Deutsch; begrüßt, dankt, stellt zum Wahlausgang – diplomatisch – nur fest, daß der pro-europäische Kurs der Tschechischen Republik sichergestellt sei. In starkem Optimismus steht nur der Zapfhahn: Es wird Bier der Marke „Rebell“ ausgeschenkt. Das gewährt einen bezeichnenden Blick hinter die diplomatische Fassade.Brodelt es da nicht etwa? Wie dem auch sei, der Wermutstropfen der Parla-mentswahl wird im Gespräch deutlich: fast 20 Prozent für die Kommunisten, jene Partei also, die den heutigen Botschafter verfolgt,verhört, inhaftiert,ausgewiesen hatte. Die Rede ist von Ji¡rí Gru¡sa, Lyriker, Romancier, Essayist, Diplomat. Dissident, Politiker und Tscheche. Europäer.Einem – wie man so sagt – breiteren Publikum wurde Gru¡sa hierzulande als Festredner der diesjährigen Bregenzer Festspiele bekannt. „Büro für Träume – oder die einfache Zukunft“. Eine brillante Rede, ein Plädoyer für die Gegenwart und eine Warnung vor alldem, was Tschechien wie Österreich, was Europa ,letztlich belastet: Ressentiments, Nationalismus, Kleinmut. Immer wieder kommt der Redner ins Grundsätzliche, schreibt, spricht Sätze wie jenen vom Perfektionismus de Erwähltheit eines Volkes: „So viel Herkunft bekommt keiner ohne Urkundenfälschung.“Wer weiß, wie es um das Verhältnis der beiden Nachbarn bestellt ist, wird zurecht feststellen, daß der heute 64jährige Botschafter der Tschechischen Republik in Österreich wie kaum sonst ein Zeitgenosse dazu befähigt ist, Wogen zu glätten, Dialoge zu fördern, zu initiiere und „Schlupflöcher im Eisernen Vor-hang des Vorurteils zu finden“.AUF RILKES SPUREN Ähnlich allen tschechischen Literaten wurde Ji¡rí Gru¡sa vermutlich in einem Wirtshaus geboren, im Prager„Goldenen Tiger“, der damals, in seinem Geburtsjahr 1938, vielleicht noch ein Café war, oder in der„Goldenen Schlange“,oder im „Goldenen Liter“, das Gru¡sas Stiefgroßvater gehörte, und nach dessen Tod wieso vieles andere „dem Volk“zugeeignet und in eine „Rohstoffsammelstelle VB“ umgewandelt wurde. „Je älter ich werde“, wird Gru¡sa schreiben,um so mehr kommt es mir vor, als hätte jemand tatsächlich eine Granate .zwischen uns geworfen“ Dort, im „Golde-nen Liter“ hatte er gesungen, diskutiert, getrunken, nachdem Jahre zuvor Jaroslav Ha¡sek seine „Partei des mäßigen Fortschritts im Rahmen des Gesetzes“in ebendieser Wirtshausstube ins Leben gerufen hatte. Zur Welt kam Gru¡sa im Wirtshaus, zur deutschen Sprache, deren Liebhaber er wurde, weniger durch die Schule, alsvielmehr durch Rilke. Er traf ihn in Form eines grünen Heftes auf einer Müllhalde, eine alte „Wehrmachts-Feldpostausgabe“, auf seinem Weg in das Studentenheim. Aber es war keine Zeit, in der es einem Dichter vergönnt sein konnte, in Rilkes Weltenraum zu leben.In die Zeit dieser ersten Liebesbeziehung zu Prag fallen die ersten Veröffentlichungen, Gedichte,Schriften, die ihn in Konflikt zur herrschenden Ideologie des Kommunismus bringen; zumal eineKritik der stalinistischen Poetik und Poesie die Wächter des erlösten Volkes auf den Plan rief.Bei Rilke, seinem Landsmann, sind es zunächst die„Sonette an Orpheus“, die ihn fesseln, doch er,Gru¡sa, wird seine eigene Eurydike, dreht sich um, und wird von dunklen Mächten festgehalten. Verhört,entlassen, verhört, verlassen. Im Schattenreich des Totalitarismus. Er habe,wird er später schreiben,sein Geld mit der Feder verdient, und dabei viele Federn lassen. Das literarische Magazin, das Gru¡sain der Zeit nach Stalins Tod herausgibt, heißt „Tvár“, „das Gesicht“, seine Geheimakte, in tschechischen Archiven zwischen 1962 und 1989 zusammengetragen, trägt ebendiesen Namen: Tvár, das Gesicht.Dort beginnt auch ein Autor zu veröffentlichen, der ebenfalls den Weg von der „Poetik zur Politik“finden sollte: Václav Havel. Aber auch in die andere Richtung war’s möglich:Václav Klaus schrieb ebenfalls in „Tvár“.AUSGEBÜRGERTEs nimmt daher nicht Wunder, daß Gru¡sa auch eine Einleitung zu Havels Stück „Largo Desolato“ geschriebenhat. Diese große Parabel auf die Macht der Machtlosen und die Machtlosigkeit der Macht ist vielleichtein Memento für Havel und Gru¡sa geblieben. Ebenso wie die schwierige Rolle, sich als Intellektueller in der Politik zu behaupten.Schließlich ist der Intellektuelle der Wahrheit verpflichtet, der ganzen und ungeteilten, und nicht nur einem Teil,einer „Partei“ – wie der Name schon sagt. Timoty Garton Ash sah in diesem Widerspruch die Tragik der politischen Karriere von Václav Havel und in gewissem Sinne gilt diesauch für Ji¡rí Gru¡sa. Für ihn, der stets nur Autor sein wollte – „ein Autor hat Autorität“ – galtaber zunächst, daß ihn „das poetisierende Prophetentum und die poetisierte Politik“ gleichermaßen anwiderten.Es kommt das Jahr 1968. Inzwischen ist Gru¡sa mit Berufsverbot belegt, ein Berufungsverbot kann ja noch nicht durchgesetzt werden. So kursieren Gedichte in Durchschlägen, Matrizen, lose oder fester gebunden machen sie die Rundeim Kreis der unerwünschten Zivilgesellschaft. Gemeinsam mitPavel Kohut, Václav Havel und Ludvik Vaculíc organisiert er die Edition „Petlice“,zur Veröffentlichung verbotener Autoren. Aktiv unterstützt er den „Prager Frühling“, setzt sich für Alexander Dub¡cek ein und muß sich nach dem Einmarsch der Sowjets endgültig aus dem öffentlichenoder halb-öffentlichen Leben zurückziehen.Aber vom Aug und vom Herzen bahnt sich unvermindert die Schrift ihren Weg, und Gru¡sa verarbeitet denEinmarsch der Russen und die Niederschlagung der Demokratiebestrebungen im Roman „Dotaznik“. Ein Strafverfahren ist die Folge. Die Unterzeichnung der Charta 77 ist nur ein weiteres Mosaiksteinchen auf dem Weg zur „persona non grata“. Spätestens seit diesem Zeitpunkt ist er Teil dessen,was Jan Patocka die „Solidarität der Erschütterten“ nannte – Patocka, der nicht nur ein herausragendertschechischer Philosoph und führender Proponent der Charta 77 war, sondern in eben diesemschicksalsschweren Jahr 1977 an den Folgen eines Polizeiverhöres starb.Gru¡sa: „Patocka hielt es ja eher mit Heidegger. Ich hingegen mit Wittgenstein.Zu diesem Zeitpunkt war man entweder für Wittgenstein, oder für Heidegger.“Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schreiben. Und das tat Gru¡sa eifrig weiter.Nur vier Jahre später wurde er während eines Aufenthaltes in der Bundesrepublik Deutschland ausgebürgert.1981. Das Jahr, in dem in Polen das Kriegsrecht ausgerufen wurde. Es folgen Jahre in Bonn, dieden Dichter dahin bringen, deutsch zu schreiben. Nun näher noch allen Rilkes und Kafkas, erscheint 1988 „Der Babylonwald“:„hände auf der brust/und irgendwie schon/blindlings/vergaß ich das land“ heißtes darin. 1989 nach der„Samtenen Revolution“ kann er nach Prag zurückkehren. Da stirbt sein Sohn Martin,23jährig, und die politische Freiheit paart sich mit der persönlichen Trauer. Zwei ungleiche Partner für den ersten Walzer am Ufer der Moldau. Jetzt erst beginnt jene spannende Zeit,in der Künstler und Intellektuelle in den sogenannten Reformstaaten die politischeBühne als Integrationsfiguren bevölkern.Gru¡sa wird Botschafter und ist erneut in Bonn. Diesmal als offizieller Vertreter einer demokratischen Tschechoslowakei.1996 kandidiert er für den Senat; verliert; wird 1997 Bildungsminister, zehn Monate lang. Schließlich,1998, kommt er als Botschafter der Tschechischen Republik nach Wien. Hier freilich enbeginnen die bilateral Beziehungen zunehmend kafkaeske Züge anzunehmen, ein weites Feld für einen Schriftsteller. Immer wieder meldet er sich zu Wort; zu heimischen Lieblingsthemen wie den Temelin-Dekreten oder zum Atomkraftwerk Benesch; und immer wieder wird er von der eigenen Regierung in Prag korrigiert, uminterpretiert, oder er macht sich bei der österreichischen unbeliebt. Nicht zufällig trägt Gru¡sas letzter Essayband den Titel „Glücklich heimatlos“. Es ist ein sehr persönliches,autobiographisches Buch, eine böhmische Elegie voller Wortwitz und Melancholie.Darin finden sich die Worte, daß die Tschechen und Österreicher der gemeinsame Charakter trenne Und jeder weiß, was das bedeutet: Wir müssen die Unterschiede finden, die uns verbinden. Dennoch aber: „Betrachtungen, nicht Trachten“, schreibt Jirí Grusa Seznam.

 
   
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