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Griechenland

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Griechenland und die EU

Griechenland in der Welt

Griechische Botschaft

Eine Gesamtdarstellung in der außenpolitischen Beziehungen als Mitgliedsstaat der EU.

Griechenland in der Welt: Eine Gesamtdarstellung in der außenpolitischen Beziehungen als Mitgliedstaat der EU.

«Auch der Balkan ist Europa!»

Gespräch mit dem griechischen Aussenminister Pangalos
In einem Gespräch über die äusseren Probleme Griechenlands vertritt Aussenminister Pangalos dezidierte Auffassungen. Er verweist darauf, dass die albanischen Wirren den Streit mit Skopje über den Namen Mazedonien in den Hintergrund gedrängt hätten und Athen mit den meisten Balkanländern gute Beziehungen unterhalte. Scharf kritisiert er deutsche und britische Versuche, den Beginn von Beitrittsverhandlungen der EU mit Zypern zu verzögern.

H. G.* Athen, Ende März

Zur albanischen Krise entwickelt Pangalos präzise Grundsätze. «Wir bekennen uns zur territorialen Integrität Albaniens innerhalb seiner bestehenden Grenzen und ermutigen keinerlei Sezessionsbewegung von Tirana.» Damit sei das Problem aber noch lange nicht gelöst. In ihrem Land müssten die Albaner in Freiheit und Demokratie und vor allem nicht unter dem Existenzminimum leben. «Da bin ich aber reichlich skeptisch. Wer wird nach dieser Orgie blinder Zerstörungswut nochmals in Albanien investieren? Wie soll dieses Volk überleben?» Sicher nicht ohne internationale Sofort- und langfristige Aufbauhilfe. Erstere dürfe aus humanitären Erwägungen auch dem Süden nicht vorenthalten werden, für infrastrukturelle Vorhaben sei aber dessen Befriedung Voraussetzung. Die Idee eines Embargos gegen die südalbanischen Aufrührer, um ihr Einlenken zu erzwingen, weist der griechische Minister mit einem sechsfachen, heftigen «Nein!» zurück. Wohl könnten die Zustände zwischen Vlora und Saranda mit dem chinesischen Boxeraufstand zu Anfang des Jahrhunderts verglichen werden. Es dürfe aber keinen Rückfall in die damalige Kanonenbootpolitik geben.

Die sonst ausgezeichneten Beziehungen der Griechen zur früheren jugoslawischen Teilrepublik Makedonien, aber auch zu Neujugoslawien, Bulgarien und Rumänien will Pangalos nicht im Zeichen eines pan-orthodoxen Zusammenrückens als Ergänzung zum oder Abgrenzung vom abendländischen Europa sehen. «Ich bin sehr vorsichtig, Politik auf der Basis einer Religion oder Konfession zu machen, eine islamische, orthodoxe oder katholische Diplomatie zu betreiben.» Pangalos fährt fort: «Um so weniger verstehe ich jene, die Europa irgendwo zwischen Zagreb und Belgrad zu Ende gehen lassen wollen.» Was irgendwie mit dem Osmanischen Reich zu tun hatte, so laute diese Ideologie, sei nicht mehr Europa. Dem hält Pangalos entgegen: «Auch hier am sogenannten Balkan, ist Europa, ein wesentliches Europa, das man nicht aufgeben darf!»

Den Vorbehalten mancher westlicher Diplomaten in Athen gegen die wieder «allzu guten» griechisch-russischen Beziehungen tritt der - von Seite der Grossmutter aus Odessa stammende - Minister entschieden entgegen: «Griechenland hatte zu Russland immer eine enge, auch gefühlsmässig intensive Beziehung. Beide sind wir kulturell Erben von Byzanz. Auch sahen wir in den Russen immer solidarische Verbündete. Dasselbe gilt für die Ukraine und Weissrussland. Der Kommunismus hat das alles natürlich unterbrochen. Doch heute vollzieht sich die Wiederherstellung dieses besonderen Verhältnisses wieder mit Riesenschritten.»

Griechenland blockiert eine stärkere Einbindung der Türkei in europäische Institutionen. Dies habe aber nichts mit dem Islam zu tun, meint Pangalos: «Was wir von Ankara wollen, sind drei Dinge: Verzicht auf jede Kriegsdrohung; Anerkennung der völkerrechtlich festgelegten Grenzen in der Ägäis; Bereitschaft zur friedlichen Beilegung von Differenzen durch internationale Vermittlung.» Sonst habe Griechenland keine grundsätzlichen Ansprüche an die Türkei. Das bedeute zwar nicht, dass man damit einverstanden sei, wie Ankara bisher den Frieden von Lausanne hinsichtlich der griechischen Minderheit von Istanbul und auf den Dardanellen-Inseln Imbros und Tenedos sowie in Sachen des ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel angewandt habe. Doch: «Wenn sich die Türkei wirklich für Europa entscheidet, werden alle unsere Meinungsverschiedenheiten lächerlich vor dem Hintergrund der grossen Perspektiven griechisch-türkischer Zusammenarbeit.»

Auf die Bemühungen, Ansätze für eine Zypern- Lösung zu einer Vorbedingung für Beitrittsverhandlungen Nikosias in Brüssel zu machen, reagiert Pangalos mit Empörung: «Leider versuchen zwei Länder, die in der EU derzeit eine führende Rolle spielen, Deutschland und Grossbritannien, die Vereinbarung hinsichtlich des Beginns der Gespräche zur Aufnahme Zyperns in die Europäische Union sechs Monate nach Abschluss der Regierungskonferenz jetzt zu unterlaufen. Das ist gegen jede politische Moral, ein elendes Verhalten!» Nach kurzem Zögern fügt Pangalos als «persönliche» Prognose hinzu: «Das griechische Parlament wird sich sehr schwertun, die Beschlüsse der Regierungskonferenz zu ratifizieren, wenn obgenannte Partner diese Taktik bis dahin nicht aufgeben. Athen hat bei früheren Erweiterungen eine sehr konstruktive Rolle gespielt, gerade in Zusammenarbeit mit Deutschland. Wir lassen uns aber nicht zu einem EU-Mitglied zweiter Klasse machen!» Auch wirke es auf die weiteren Beitrittskandidaten wenig einladend, wenn sich gewisse «unausstehlich störrische» Staaten übertrieben gross fühlten, «unter einer illusion de grandeur leiden, wie das meine französischen Lehrmeister nennen».

In diesem Zusammenhang wäre den Griechen an einer Stärkung der «Kleinen» Europas durch die Schweizer gelegen: «Wir hätten grosses Interesse an einer EU-Beteiligung der Schweiz. Sie würde in Brüssel die geographisch kleinen Länder mit ihrem grossen Wirtschaftspotential entscheidend stärken, den europäischen Binnenmarkt abrunden, zu mehr sozialem und ökologischem Verantwortungssinn beitragen.»

Neue Zürcher Zeitung vom 4. April 1997
* Heinz Gstrein ist freier NZZ-Mitarbeiter in Athen.

 
   
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