ORF -Bericht vom 11. Feber 1978
Klaus Edlinger, Stmk.-Echo am Samstag:

Der Kulturkreis Liebenau in Graz weitet seine Tätigkeit aus. Gestern gab es die Konstituierung eines Bezirksrates der Vereinsobmänner. Im Dezember des Vorjahres erst konstituierte sich der Kulturkreis Liebenau der 33 Mitarbeiter umfaßt.

Zur Aktivierung war eine Kunst- und Kulturausstellung in einem Großmarkt, die in der 5. Jännerwoche stattfand und auf so reges Interesse stieß, daß kurz darauf eine Burgerinitiative "Kulturaktivierung" gegründet wurde. Gestern abend wurde ein weiterer Schritt zur Belebung der kulturellen Aktivitäten der Liebenauer gesetzt. Es wurde ein Bezirksrat der Vereinsobmänner konstituiert.

Mit der Bezirksvorsteher von Liebenau Oberschulrat Otto Pirzl, sprach Jakob Erhard.

ORF : Herr Oberschulrat Pirzl, Sie sind Bezirkavorsteher von Liebenau und Sie haben hier eine Initiative gesetzt, die glaube ich, beispielhaft sein könnte auch für die anderen Grazer Bezirke, nämlich ein Kulturkreis im Einzugsgebiet, praktisch im Weichbild der Stadt Graz, ein Gebiet, das sicher eher unstrukturiert ist und nun eine derartige Initiative gesetzt hat. Heute kommen die Obmänner der ganzen Vereine u. Institutionen zusammen, die alle potentielle Kulturträger sind. Was erhoffen Sie sich von dieser Zusammenkunft an weiterer Arbeit?

Pirzl : Ja, der Kulturkreis Liebenau ist mit unserer Kulturausstellung im Coop-Markt in Liebenau erstmals in die Öffentlichkeit gegangen. Der Grundgedanke des Kulturkreises dabei war, immer mehr Menschen davon zu überzeugen, daß die Beschäftigung mit Kunst und Kultur für jeden einzelnen eine Bereicherung seines Lebens darstellt. Das hat allgemeine Zustimmung gefunden und nun ist heute diese Obmänner-Versammlung, die auf breiter Basis die Weiterarbeit bringen soll.

ORF : Ist daran gedacht, daß diese Obmänner nun etwa reihum mit ihren Institutionen und Vereinen bestimmte Aufgaben übernehmen sollen, organisieren sollen, oder ist hier eher an eine Ideenzulieferung gedacht für den Kulturkreis Liebenau?

Pirzl : Es ist hier in erster Linie gedacht, daß sämtliche Obmänner in diesem ;Bezirks-Rat der Obmänner die Termine abstimmen, daß eine Koordinierung aller Veranstaltungen ist, aber darüber hinaus, daß vor allen Dingen eine Möglichkeit gegeben wird, daß die einzelnen Vereine und Institutionen untereinander helfend beispringen und Gemeinschaftsveranstaltungen in Liebenau durchführen werden.

ORF : ... und womöglich auch motiviert werden dadurch, daß man eher sieht, was der andere tut?

Pirzl : Ja sicher, das soll auch erreicht werden. Das ist auch mit ein Ziel, daß die Motivierung mehr gegeben ist.

ORF : Haben sich in Liebenau für solche Aktivierungen, besonders günstige Voraussetzungen geboten,oder wie ist es zustande gekommen?

Pirzl : Es ist eigentlich auf 2 Jahre Arbeit zurückzuführen. Ein Aufruf an die Bevölkerung "Werdet aktiv, damit ihr es schöner habt". Auf den Aufruf hin haben sich eben sehr viele Menschen gemeldet, die in diesem Kulturkreis Liebenau mitarbeiten und die Ausarbeitung ist nun so, daß die Anzahl der Teilnehmer so groß ist, daß wir in die Öffentlichkeit gegangen sind und über diesen Kulturkreis hinaus eine Bürgerinitiative "Kulturaktivierung" angemeldet haben.

ORF : Das ganze hat ja auch kommunalpolitische Dimmensionen. Es ist ja schon lange bevor jetzt die Gemeinderatswahlen stattgefunden haben darüber gesprochen worden eben Dezentralisierung von Kulturgeschehen hinaus an den Stadtrand, auch mit der Kultur dorthin gehen, wo die Menschen wohnen.

Würden Sie ein solches Vorgehen, wie es hier in Liebenau passiert ist, als Modellfall sehen, daß also die Bewohner einer bestimmten Region, eines bestimmten Stadtrandteiles selbst die Initiative ergreifen und nicht erst darauf warten, daß ihnen von irgendwo etwas geliefert wird.

Pirzl : Ich könnte mir gut vorstellen, daß wir hier in Liebenau erreichen, daß eine Art Modellfall daraus wird, denn die Anteilnahme aller Obmänner und aller Institutionen ist so groß, daß ich hoffen kann, daß Gemeinschaftsveranstaltungen, die in Kürze schon geplant und angesetzt sind, Erfolge bringen werden und dadurch ein immer weiterer Kreis von Mitarbeitern gewonnen werden kann.

Ende des ORF - Berichtes vom 11.2.1978
 

 

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