
Interview Siegrid Maurer, ORF Steiermark
mit Otto Pirzl:
Siegrid Maurer:
Informatikunterricht schon ab der ersten Haupt- bzw. Mittelschulklasse, ein
Vorschlag im FUL- Reformpaket.
Die Idee klingt so neu, ist aber alt, fast uralt könnte man sagen, genau
genommen 30 Jahre.
Der Mann, der, der Pionier auf diesem Gebiet war, ist ein Steirer: Otto Pirzl,
ehemaliger Volks- und Hauptschullehrer. Ich freue mich, daß er heute bei uns
ist, ich darf auch sein Alter verraten: 82 Jahre alt. Er hat viele EDV – Bücher
geschrieben und "Computer" überhaupt – Herr Pirzl – hat ihr Leben bestimmt. Wie
gesagt vor 30 Jahren hatten sie schon die Idee, computerunterstützten Unterricht
einzuführen, jetzt endlich ist es beschlossen worden, eben ab der ersten Klasse
Mittel- bzw. Hauptschule.
Wie fühlt man sich, da so 30 Jahre später, wenn die Idee endlich Wahrheit wird ?
Otto Pirzl: Das war für mich natürlich ein
Aufschrei. Endlich, hab ich gewagt zu sagen, nach 30 Jahren kommt es eigentlich
so weit, was ich damals wollte.
Siegrid Maurer: Wie hat denn das begonnen, was haben
sie sich denn damals vorgestellt?
Otto Pirzl: Genau genommen war der Beginn im Jahr
1965, als ich die ersten Kontakte von Amerika bekommen habe, die bereits dort
die ersten Versuche mit computerunterstütztem Unterricht gemacht haben – und das
habe ich an unserer Schule, an der Elisabethschule in Graz, eingeführt und die
ersten Unterrichtsprogramme erstellt.
Siegrid Maurer: Die ersten Gehversuche, also des
computerunterstützten Unterrichtes! Magistrat Graz und der Landesschulrat für
Steiermark haben dann ja eine Schule in Graz - Murfeld eingerichtet, damit sie
dort diesen Unterricht fördern.
Otto Pirzl: Als wir einen einzigen Computer in die
Schule gestellt bekommen haben, vom Institut der Technischen Universität Graz
der damals noch ATS 400.000,-- gekostet hat, waren eigentlich die Kinder
diejenigen, die Schüler die am wenigsten entsetzt oder erschüttert waren und das
ist auch die ganzen Jahre so der Fall geblieben, daß die Kinder mehr Verständnis
und offener waren, als wie oft meine eigenen Lehrer bzw. die Eltern.
Siegrid Maurer: Das heißt, es gab noch die Angst,
Respekt vor dem Computer?
Otto Pirzl: Es war noch ein gewisses Abwarten, das
technische, ja man hat sogar gesagt, Jobkiller werde ich heute oder morgen, wenn
ich auf dem Gebiet so weitermache. Was natürlich vollkommen falsch und irrig
war.
Siegrid Maurer: Ja, sie haben im Gegenteil
eigentlich von Anfang an bemerkt, dass das nur gut für die Schüler sein kann, so
ein computerunterstützter Unterricht.
Otto Pirzl: Das ist dann im Lauf der Jahre schon erkannt worden, daß also
ein Eingehen auf den Einzelnen , einzelnen Lehrer, Schüler oder Erwachsenen, daß
es damit natürlich anders ist, als ein Frontalunterricht, wie er oft gemacht
wird, über alle hinweg gepredigt wird, ob der aufpaßt oder nicht aufpaßt, hier
kann er sich das einteilen. Will er lernen, will er arbeiten, kann er arbeiten.
Will er nicht arbeiten, geht sein Programm nicht weiter. Und die Selbstkontrolle
ist gegeben, er bekommt ja die Antworten im Computer immer zurück.
Siegrid Maurer: Das ist fein, das stimmt ja genau,
man hat da immer so eine Selbstkontrolle. Herr Pirzl, wie gesagt, sie sind 82
Jahre alt, ein Leben ohne Computer?
Otto Pirzl: Ich könnte ohne Computer, ohne Internet
überhaupt nicht mehr leben, all das, was mir an Wissen fehlt, hol ich mir heute
aus dem Computer . Und das ist das wichtige. Man muß einmal lernen, wie man
lernt, das Holen, das ist das Leichteste. Ich kann dann etwas holen, wenn ich
gerade Lust habe. Wenn ich einmal faulenzen will, muß ich nicht rein. Aber wenn
ich Lust habe, und das haben ja die meisten, dann faßt sie der Ehrgeiz noch
mehr, dann gehen sie voll hinein. Man kann mit dem Computerunterricht, mit einem
solchen, normalen Unterricht, nicht früh genug beginnen.
Siegrid Maurer: So ist es. Ich danke Ihnen fürs
Kommen und wenn Sie einmal unter die Homepage schauen wollen, die der Herr Pirzl
eingerichtet hat, tun sie das, da sehen sie viel Spannendes
www.homepage-europa.eu .

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