Mag.
Herbert Haupt
Bundesminister für soziale Sicherheit und
Generationen
Österreich nimmt im Vergleich mit den EU-Staaten in den Bereichen
Armut und soziale Ausgrenzung, Beschäftigung und Arbeitslosigkeit
eine sehr gute Position ein. Dafür verantwortlich sind eine über dem
Durchschnitt der EU-Staaten liegende Sozialquote, treffsichere
Sozialleistungen und eine günstige Beschäftigungslage.
Mit dem Kindergeld und den weiteren Familienleistungen liegt
Österreich im Spitzenfeld der EU. Die Familienhospizkarenz ist ein
europaweit einzigartiges Modell für die Begleitung sterbender
Menschen und Betreuung schwerstkranker Kinder. Im Mittelpunkt steht
hier die lebenslange Würde des Menschen. Die Familienhospizkarenz
steht damit in diametralem Gegensatz zu den menschenverachtenden
holländischen und belgischen Euthanasiegesetzen.
Die Europäische Union hat Österreich für die effizienten
Maßnahmen gegen Gewalt in der Familie und Gewalt gegen Frauen
gelobt. Österreich wurde als eines der wenigen Länder, die über
Statistiken zur Gewalt gegen Frauen verfügen, anerkennend
hervorgehoben. In jedem Bundesland Österreichs gibt es eine
Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie.
Mit dem neuen Bundes-Jugendförderungsgesetz hat Österreich einen
wesentlichen Beitrag zum Weißbuch der Europäischen Kommission zur
Jugendpolitik geleistet.
Großartiges konnte im Bereich der Tierseuchenbekämpfung geleistet
werden. Durch das rasche und effektive Handeln der Bundesregierung
im Kampf gegen BSE und MKS konnte großes Unheil von Österreich
rechtzeitig abgewendet werden. Tierseuchenbekämpfung ist in
Österreich Bundessache. Im Gegensatz zu fast allen EU-Staaten können
Polizei, Gendarmerie und Bundesheer in Maßnahmen miteinbezogen
werden. Österreich ist auch aus diesem Grund nahezu tierseuchenfrei.
Es ist mir persönlich ein Anliegen, in Anbetracht auf die
bevorstehende Erweiterung der Europäischen Union, den Dialog über
die Grenzen hinweg zu führen. Daher fanden heuer auf meine
Initiative zwei EU-Dialogkonferenzen in Österreich statt, jene der
Sozial-, Frauen- und Familienminister/innen, und jene der Jugend-
und Gesundheitsminister/innen. Ziel dieser Veranstaltungen war es,
die EU-Beitrittskandidatenländer mit Themen der EU vertraut zu
machen.
Unser Grundsatz lautet: EU-Erweiterung ja, aber es müssen die
Voraussetzungen stimmen. Die Erweiterung der Europäischen Union muss
jetzt in der Politik höchste Priorität haben und darf nicht zum
"Nebenthema" werden. Denn immerhin ist die Zukunft jedes einzelnen
österreichischen Staatsbürgers mit der Erweiterung der Europäischen
Union verknüpft. Bei den Erweiterungsverhandlungen müssen die
Interessen der österreichischen Bevölkerung gebührende
Berücksichtigung finden.
In Sachen Benes-Dekrete fordere ich Tschechien dazu auf, sich an
der europäischen Wertegemeinschaft zu orientieren. Belastende
Gesetze aus der Vergangenheit und stures Festhalten an unsicheren
Reaktoren sind jedenfalls kontraproduktiv.