Kriegstage an der Elbe :

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Geschichte am Strom

Längst verflossene Jahrzehnte zeichneten hier die greifbare Gegenwart.

Vergangenheit fühlen - Geschichte verstehen...........................

Dem Herbst des Lebens begegnet man in der dichterischen Sprache sehr oft. Diesem Herbst folgt die Ruhe des Lebens in der Natur und auch im Menschen.

In dieser Jahreszeit, in der alle Pracht der Pflanzen und Bäume in der Natur im Abwerfen des Laubes in sich zurückzieht, erinnern sich die Menschen, dass auf Erden keine Bleibe für immer ist.

In dieser Zeit der Ruhe und des Alters möchte ich noch einmal in die Zeit 1945 - das Kriegsende - zurückführen.

Erlebtes Kriegsende an der ELBE aus meinen Notizen  vom März bis Mai 1945 in Kurzform:

7. März 1945: Brücke von Remagen

17. März: Brücke von Remagen eingestürzt. - Die Brücke wurde trotz "Führerbefehl" alle Rheinbrücken zu sprengen, nicht gesprengt . Die Brückenkommandanten wurden hingerichtet.

Nunmehr begann der eigentliche Rückzug unseres Regimentes "134" im Norden mit wechselndem Kampfeinsatz durch die norddeutsche Tiefebene. In der Lüneburger Heide kam unter den Landsern das Gespräch auf, dass wir    in Berlin der Armee Weng " beistehen" sollten. Der Ring um Berlin war jedoch schon geschlossen. ( 16./ 18. April sind die Russen an de Seloher Höhe an der Oder. Am 25. April treffen sich Russen und Amerikaner in Torgau, an  der ELBbrücke.

Nach, für unsere Einheit schwersten Kämfen bei starkem Artillerieeinsatz der Engländer beim Elbübergang LAUENBURG am 26./ 27. April war für jedermann das Ende dieses Krieges erkennbar.  So zogen wir vom " Zuckerwäldchen" aus nach Norden. Die Engländer im Süden und Westen und die Russen drängen vom Osten.

Am 8. Mai 1945 wurden die Einheiten mit Flugblättern von der Kapitulation der Wehrmacht verständigt:

Bekanntmachung .

Heute, den 8.Mai 1945, um 15 Uhr, wird Premierminister Churchill der Welt die bedingungslose Kapitulation Deutschlands durch Rundfunk bekannt geben. Seit mehreren Tagen schon haben deutsche Armeen die Waffen gestreckt. Der Waffenstillstand wurde bereits gestern unterzeichnet und tritt heute um 15 Uhr in Kraft. Deutscherseits wurde der Vertrag von General Jodl untzerzeichnet. Auf die Frage Eisenhowers, ob er wisse, was bedingungslose Kapitulation bedeute, erwiderte er: "Ich überlasse das deutsche Volk den siegreichen allierten Mächten, mögen die Folgen sein, wie sie wollen". Das war also das Kriegsende im Jahre 1945!

Am 9. Mai 1945 in den Abendstunden ist unser Regiment "zwischen den Fronten" in Valluhn bei Zarrentin  in die Kriegsgefangenschaft marschiert. Nach Abgabe unserer Waffen kamen wir geschlossen in ein Kriegsgefangenenlager nach Eutin und später nach Ostfriesland.

Diesen nüchternen Daten möchte ich  den Gefallenen zur Ehre in einer einzigen Momentaufnahme doch näher treten:

Was Millionen von Soldaten aller Nationen in diesem Krieg erlebten, erduldeten und ertragen haben, dies will  ich versuchen stellvertretend hier schildern, so zu schildern, wie alle Soldaten es erlebten:

Die letzten Kampftage.

Der Ring um Berlin war geschlossen. Im Westen und Süden standen Amerikaner und Engländer. Lauenburg an  der Elbe war für die Deutsche Armee ein letzter Brückenkopf.

Die Engländer schossen mit Granatwerfern. Messerscharf rasten die Splitter über den Boden hin. Aber ein jeder  sah mit geschwindem Blick die Mulden, die kleinsten Vertiefungen, die ausreichten, um einem Körper Deckung zu geben. Die Zeit flog dahin. Die Einheit sammelte sich. Man dachte gar nichts anderes, außer -  :" ich lebe noch".

Dann kamen die Bomber  und ließen ihre schwarze Saat herniederprasseln, so dass es gut war, wenn man ganz tief  in einem Erdloch war. Da fegten wieder die Splitter, der starke Luftstoss über dir hinweg, als wäre man  nicht beteiligt. Und doch war noch kein Ende abzusehen. Der Gegner schlief nicht. Nun griff er mit starkem Artilleriefeuer an. Flüche und Stöhnen, Zorn und Erbitterung begleiteten die Herzen aller unserer Soldaten in diesem Kampf - der Gegner wollte diesen Brückenkopf vernichten. Um Lauenburg lagen wir in tausenden Schützenlöchern und Bombentrichtern und warteten. Es war so, als hätte der Gegner trotz der Überzahl von Geschützen, Flugzeugen und Panzern nicht genug an der Vernichtung.

Wenn auch die Verzweiflung über die endlosen Angriffe groß war, der Übergang über die Elbe, für die Reste der Deutschen Wehrmacht, wurde gehalten bis alle Einheiten über der Elbe waren.

Im Vorfeld der Kirche in Hittbergen ( Lauenburg a.d. Elbe) liegen die Gefallenen dieser letzten Kriegstage. 

 Unter ihnen mein letzter Kamerad, Walter Mattel, der neben mir im gleichen Erdloch liegend, gefallen ist.  Er  war noch 1 Monat jünger als ich, Jahrgang 1920. Die Feuerglocke dröhnte. Sie schlug nicht im dumpfen Gong.  Sie  orgelte wie ein schlechter Balg. Die Artillerie wichste in unsere Reihen. Längst waren die krächzenden     Dohlen geflohen. Die Granaten wühlten feuerglühend in unsere Stellungen. Die letzten Feuerschläge hackten geschlossen auf uns herum. Das Herz schlug heftig. Man presste die Hände aufeinander , dass die Knöchel weiß wurden und der Dreck der Erde aus den schmutzigen Fingern kam. Jetzt ein wenig Glück - und die ganze Geschichte konnte nicht mehr schief gehen. Da wird es plötzlich finster um mich herum und die Wände des Bombentrichters scheinen zusammenzurücken, ein fürchterlicher Druck preßt mir die Kehle zu und ich sehe  nur noch wie Walter neben mir rückwärts niedersinkt. Dann war Ruhe ..............

In Hittbergen liegen die Gefallenen vereint:

14. April 1945: Kurt Rühling, 17. April: Gustav Müller, Heinrich Voss, 18. April: Wilhelm Holstein(*08.04.1911),  Walter Mattel (* 26.10.1920 ), Johann Lempertz (* 26.12.1896), 19. April: Ludwig Formanek (* 12.08.1925). Max Liedke, Hermann Blank, Otto Lakuda (*21.03.1915), Johann Pallaczek (*18-05.1920), Gerhard Schroetter (* 18.05.1927), Vieth, August Westro, Herbert Worbs,.....April 1945 Erika Schmidt (*15.11.1924), 20. April:  Wilhelm Brosch, 22. AprilMarschalk. 29. April: Rabann, 30. Mai: Siegmar Engel (*03.12.1925),  19.04 bis 21.06 1945: 8 Unbekannte Soldaten

Die letzten Kameraden, die echte, tiefe und bewährte Kameradschaft, die mehr als ein Wort, ein verschmückter Begriff, zusammenstanden, zusammen kämpften und wie dann  Überlebende mit gesenktem Helm vor den  Gräbern  standen - Trotz der vorbeiführenden Straße ist heute diese Kriegsgräberanlage in Hittbergen ein  Ort der Stille und Einkehr, sowie Besinnung und Friedensauftrag für uns.

Der Weg meiner Walther PPK

Gleich vorneweg: Ich nehme es gerne und bewußt in Kauf von so manchen Bürgern im Jahre 2001 nicht verstanden zu werden. Doch ich stehe nun im 82. Lebensjahr, von 1941 bis 1945 war die PPK,  ein Geschenk meines Vaters, immer bei mir.

Im 2. Kriegsjahr hat es der Zufall gewollt, dass ich auf der Halbinsel Krim im Sommer 1941 eine völlig unerwartete Begegnung mit meinem Vater, Hptm. Josef Pirzl, hatte. Als Kompagnieführer traf er auf mich den K1 einer Vierlingsflak.

Eine knappe Stunde war es möglich, beisammen zu sein. Und hier, in dieser Stunde übergab er mir die für mich bereits vorhandene Pistole. Ein Treffen im Elternhaus war ja kaum zu erwarten. Mein Vater hatte zu dieser   Pistole aber auch einen ganz bestimmten Bezug. Die Pistolennummer war und ist auch heute noch : "19995 1K". Mein Geburtstag ist : 19.09.1920.

Diese Walther PPK hat er mir in dieser Stunde als "K1" mit der Bemerkung übergeben: Mein lieber Bua, an  deinem Geburtstag im Jahre 1995 sollst du diese Waffe noch in Gesundheit erleben. Es war ein verpflichtender Wunsch und ein letzter Gruß meines Vaters, der dann erst Jahre nach Kriegsende aus russischer Kriegsgefangenschaft , schwer krank, heimkam. Diese Walther PPK war somit die Brücke zu meinem Vater. 

Bei Kriegsende, in der Nacht vom 8. zum 9. Mai 1945 habe ich diese Pistole, noch vor dem Weg in die Gefangenschaft und damit Abgabe aller Waffen, vergraben. Wir lagen zwischen Russen und Engländern und  da wußte ich wohl, dass diese Pistole längere Zeit für mich nicht mehr wieder zu holen sein wird.  Eine Metallkiste gefüllt mit Stauferfett,  darin die in ölpapiergehüllte Pistole gedrückt und in einem Erdloch vergraben, war meine Aufgabe. Um die Pistole in späterer Zeit wieder zu finden, hatt ich die Verlängerung  einer Seite eines Gutshofes  um genau 100 Schritt als Markierung für mich gesetzt. Am nächsten Tag konnte  ich MP usw. abgeben und wir wurden gleich weggebracht, in ein Gefangenenlager in Eutin.

In den Nachkriegsjahren konnte ich die Ausgrabung nicht durchführen. Der Platz war nicht nur in der  Ostzone, sondern auch russischer Truppenübungsplatz.

Am Freitag, dem 13. April 1995, also wenige Monate vor dem beidseitigen Versprechen, 19.9.95, war ich dann wieder vor Ort. Die Pistole war schnell gefunden, ausgegraben, ausgepackt und wieder völlig unversehrt in meiner Hand. Minuten später bin ich damit nach Berlin weitergefahren.

Anlässlich der Reise nach Norddeutschland im Juli 2001 mit meinem Freund und Fotoreporter Harry Stuhlhofer, um die Reportage " Schicksalsstrom ELBE 1945" zu erstellen, waren wir auch an der Fundstelle der PPK um Aufnahmen zu machen.

Am 19. 09. 1995, diesem so geschichtsträchtigen Tag, mein Vater war schon gestorben, ist die Walther PPK vor mir und die Zeit des Krieges, die Zeit der Schicksale in Europa, war lebendig in mir. Von diesem Tag an habe ich auch meine ganze Kraft in die Verwirklichung des Europagedankens, eines friedvollen Europas, gesetzt. Ein Versprechen, das ich seither vielen ehemaligen Gegnern, vor allem im Osten, persönlich gegeben habe. Mit all meiner Kraft will und werde ich diese friedvolle Einheit in Europa einfordern, und auch erleben. Ab diesem Datum habe ich im Internet mit der Erstellung einer eigenen, privaten und parteiübergreifenden Homepage begonnen. 

Ich bekenne mich aus innerster Überzeugung zur Republik ÖSTERREICH und zu den demokratischen Rechtsgrundsätzen. 

Ich
bekenne mich zu jener Generation, die nach dem schrecklichen Weltkrieg unsere Heimat, unseren Staat, unsere Republik ÖSTERREICH wieder aufgebaut hat, zu jener Generation, die uns den Weg zum heutigen Wohlstand geebnet hat.

Otto Pirzl, Graz, 19. 09. 2001 

 

 
Die englischen Truppen überqueren am 29. April 1945 auf einer Pontonbrücke vom Fischerzug (in Hohnstorf) zur Mahneckes Twiete (in Lauenburg) die Elbe nach Norden.
Weiteres Bild ...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

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Otto Pirzl, Webmaster http://www.homepage-europa.eu

Graz , 27. April 2005

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